Archive für 25.9.2010

‘Gut gemeint’ ist das Gegenteil von ‘gut gemacht’

Das Beste, was ich in der vergangenen Woche gesehen habe, war die Jubiläumssendung zum 10-jährigen Bestehen von „Nightwash“. Das Faszinierende daran ist für mich, wie eine Show es schafft, jahrelang ein Geheimtipp zu bleiben und trotzdem Kultstatus zu erreichen. Ich kann mich noch gut daran erinnern, als die Truppe um „Knacki“ Deuser in Halle (Gerry Weber) Station gemacht hat. War lustig, manchmal skurril, immer aber unprätentiös und charmant, zu beobachten, wie die teilweise noch sehr grünen Comedians ihre ersten Schritte in OWL machten, Carolin Kebekus z.B…
Dann war da noch ein ausgezeichneter Spielfilm, ein Drama von 2001 mit Kevin Spacey (noch ein Film mit ihm, den ich noch nicht gesehen hatte), Helen Hunt und Haley Joel Osmont. Dienstag nacht auf dem „Ersten“. Fein inszeniert, überzeugend gespielt: „Das Glücksprinzip“, oder -treffender im Originaltitel- „Pay it forward“.

Das Beste, das ich gehört habe: nichts Neues. Ich habe mal bei Melody Gardot reingehört, kann aber mit „Modern Jazz“ immer noch nichts anfangen. Söhne versuchen ja immer, ihren Vätern nachzueifern. Ich auch, aber bei Modern Jazz hörte es auf! Finde ich zwar nicht so befremdlich wie Oper, Operette oder Volksmusik, aber ich bin mir nun sehr sicher, dass Modern Jazz nie was für mich sein wird. Nicht tragisch, immerhin sind so z.B. Schach, Badminton und Kochen hängengeblieben.

Was gab’s Tolles zu Lesen? „Denken …und andere Randsportarten“, ein interessantes Buch von Thorsten Havenser, in das ich reingeschnuppert habe. Empfehlenswerte Lektüre.

Und zu Essen? Einmal - ehrenamtliche - Nudeln auf italienische Art und Putenpfanne asiatisch, mit Reis. Beides sehr lecker (war sogar zum Beißen), vielen Dank an Annette und Waltraut.

Jemand sprach mich mal darauf an, dass ich oft abweisend, manchmal sogar feindselig auf Menschen wirke, die zu mir kommen und mir nur helfen wollen. Ist sicherlich nicht ganz falsch, trifft aber auch nicht wirklich zu! Ich falle niemandem gleich um den Hals, nur weil er atmet, und bin auch momentan stark von Tageszeit und persönlichem Fitnesszustand abhängig. Und natürlich auch von dem bis dahin Erlebten. Grundsätzlich freue ich mich aber über Besuch. Vor allem ehrenamtliche Helfer bewundere ich ob ihres selbstlosen Engagements. Ich wertschätze und anerkenne ihr Tun sowie den sicht- und fühlbaren guten Willen, liebe deswegen aber keinesfalls jeden jederzeit. Mit fortschreitendem Tagesverlauf höre und erlebe ich oft leider viel (für mich) Negatives. Gleich nach dem Wecken z.B. ist das Erste, das ich höre, eine Entschuldigung - wegen des verspäteten Weckens, der Lautstärke, der eigenen Person oder anderem Wischiwaschi. Immer jedoch „TMI“. Heißt: „too much information“, und bedeutet, dass weniger manchmal mehr ist. Beispiel gefällig? „Wo ist Ihr Bad?“ ist als Frage völlig ausreichend, „Wo ist Ihr Bad? Wenn ich nicht bald auf eine Toilette komme, geht’s in die Hose“ dagegen definitiv TMI. So jedenfalls beginnt kein Tag positiv für mich, verspätetes Wecken bedeutet oft, dass mein Termin für Krankengymnastik oder Ergotherapie ansteht und ich vielleicht keine Zeit mehr zum Frühstücken habe! Ich ziehe „Good Vibes“ dem vor. Wir alle bevorzugen optimistisch eingestellte, positiv denkende und von ihrem Können überzeugte Menschen; wenn Ergebnisse und Leistungen erwartet werden, Profis. Sie würden doch auch lieber mit einem Piloten fliegen, der von seinem Können überzeugt ist, als mit dem, der Sie wie folgt über die Lautsprecher begrüßt: „Guten Tag, meine Damen und Herren. Ich bin zwar bei Weitem nicht der beste Pilot unserer Fluglinie und zudem nicht wirklich ausgeschlafen, freue mich aber trotzdem, Sie hier an Bord begrüßen zu dürfen“. Mit menschlichen Werten hat das nichts zu tun, der beste Pilot kann als Mensch absolut minderbemittelt sein - und umgekehrt. Die Frage ist nur, ob man gerade Freunde oder Profis braucht.

Wir bleiben mal in der Luft, an Bord unseres Flugzeugs. Der Pilot hat es geschafft, das Flugzeug ohne Probleme in die Luft zu bekommen; Auftritt der Stewards und Stewardessen. Unverzichtbarer Bestandteil im Räderwerk des Transports über den Wolken, mehrsprachig, freundlich und immer verbindlich. Oft auch hübsch, kompetent oder hübsch kompetent. Wie auch immer, stellen Sie sich mal vor, sie alle stellten nur rethorische Fragen, oder beantworteten sie selbst und machten, was sie wollen. Bei einem Inlandsflug sicher und nonchalant zu überstehen. Anders sähen die Folgen für einen mehrstündigen Interkontinentalflug aus! Spätestens zum Ende des Flugs hätte der friedfertigste Mensch „unfriedliche“ Fantasien mit den Flugbegleitern - egal, wie nett, hübsch oder höflich sie sind. Irgendwann reißt auch der stabilste Geduldsfaden, wenn sich der Flugbegleiter mit einem freundlichen „Darf ich das schonmal abräumen?“ über Ihr zögerliches „Nein, ich möchte noch…“ hinwegsetzt, oder die Stewardess ständig über sie hinweggreift mit einem freundlich nachgereichten „darf ich mal?“ Spätestens, wenn Fragen gestellt werden, die grammatikalisch eigentlich keine Fragemerkmale aufweisen wie z.B. „Ich darf das mal wegnehmen“, reicht’s und der Topf kocht über. Mir in jedem Fall.

So, zurück auf den Boden. Keep’ smiling, think positive, Carpe diem, usw. ;-)

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